Wetzlar-Niedergirmes (SPD-KTF). 3500 Unterschriften – wie könnte man den Willen der Elternschaft zur Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe an der August-Bebelschule besser dokumentieren als mit diesem eindeutigen Votum? Das fragt der Schulelternbeirat der Bebelschule angesichts des ablehnenden Bescheids des Kultusministeriums in dieser Sache: „Ein öffentliches Bedürfnis für die Errichtung einer gymnasialen Oberstufe besteht nicht“, befindet nämlich FDP-Kultusministerin Dorothea Henzler in ihrer Stellungnahme. Damit stieß sie auch bei der SPD-Kreistagsfraktion auf Unverständnis, als diese kürzlich die Schule und Schulleiter Friedbert Wegerle besuchte.
Landrat Wolfgang Schuster, Kreis-Schuldezernent Roland Wegricht und Fraktionsvorsitzende Anke Hartmann hatten bereits angekündigt, dass der Lahn-Dill-Kreis in dieser Sache gegen das Kultusministerium beziehungsweise das Land Hessen klagen werde. „Wir werden die Verweigerung der Oberstufe dahingehend rechtlich überprüfen lassen, ob bei dieser Unterstützung tatsächlich kein öffentliches Bedürfnis erkennbar ist“, versprach Landrat Schuster dem Schulelternbeirat um den Vorsitzenden Hartmut Mai und Carmen Möller-Nickel vom Ausschuss „Gymnasiale-Oberstufe“ der Schule. Dass das Kultusministerium die breite Unterstützer-Basis für die gymnasiale Oberstufe an der August-Bebelschule nicht als Grundlage für Entscheidung anerkennen will, kann auch sie nicht verstehen: „Wir fühlen uns nicht Ernst genommen“, beklagte sie. Man habe nur einige Male in der Schulgemeinde und in der Altstadt Unterschriften gesammelt und könne durchaus noch mehr Befürworter mobilisieren, erklärte Carmen Möller-Nickel. Und Schulleiter Wegerle fragte rein rhetorisch in die Runde, wie sonst man denn wohl den Elternwille glaubhaft ausdrücken könne.
Dass die Goetheschule als derzeit einziges Oberstufengymnasium im Altkreis Wetzlar auch künftig allein ein „hinreichendes, wohnortnahes Bildungsangebot zur Verfügung“ stellen könne – wie Henzler argumentiert – bestreiten die Sozialdemokraten vehement: „Unsere Fraktion unterstützt den Schulelternbeirat in dieser Sache: Man sollte doch mehr darauf achten, was die Eltern wollen. Manche Schüler arbeiten einfach in einem kleineren, vertrauten pädagogischen System erfolgreicher. “, betonte Anke Hartmann. Wegen ihrer Größe bedeute die Goetheschule für manche Eltern deshalb keine Alternative bei der individuellen Förderung ihrer Kinder. „Damit wollen wir aber in keinster Weise Kritik an pädagogischen Arbeit der Goetheschule äußern“, stellte sie klar. „Es muss Wahlmöglichkeiten geben“, bestätigte auch Carmen Möller-Nickel in der Diskussion: „Die Vielfalt der Schullandschaft sollte auch der Vielfalt der Schüler entsprechen.“
Zudem habe der Kreis in den Osterferien mit der Komplettsanierung begonnen, die außer einem erforderlichen neuen Dach auch energetische Standards und die Anforderungen des Brandschutzes umsetze und zudem das geplanten Oberstufenangebot berücksichtige. Mehr als elf Millionen Euro werden hier investiert – Investitionen in eine nachhaltige Schulentwicklungsplanung, wie Landrat Wolfgang Schuster und Anke Hartmann deutlich machten. Der Kreistag wird in seiner Sitzung am 7. Mai die Beschlussvorlage diskutieren und über die Klage entscheiden.