Wetzlar. Tagespflegenester für die Kleinsten, Grundschulbetreuung, Kinder- und Jugendwohngruppen, Familienbildungsstätte, ambulante und stationäre Pflege – die Arbeiterwohlfahrt Lahn-Dill bietet Unterstützung und Hilfe für alle Altersgruppen. Über aktuelle Projekte und Entwicklungsperspektiven tauschten sich jetzt AWO-Vorsitzender Dietmar Glaßer und Geschäftsführer Nils Neidhardt mit Mitgliedern der SPD-Kreistagsfraktion Lahn-Dill um Vorsitzenden David Rauber und Stellvertreter Cirsten Kunz und Murat Polat aus.
Mit den Kindertagespflegenestern hat die AWO Lahn-Dill gemeinsam mit dem Kreis in Hessen eine Premiere auf die Bühne gebracht. Waren bislang Tagespflegepersonen durchweg selbständig, gibt es jetzt sechs Tagespflegenester für die Kleinkindbetreuung von unter Dreijährigen. Hier arbeiten fest angestellte Tagespflegepersonen, die in der Regel bis zu fünf Kleinkinder in einem familiären Rahmen betreuen. Untergebracht sind die Nester in angemieteten Wohnungen. „Sollen Betreuungsangebote verstärkt auch die Vereinbarkeit von Familie und Schichtarbeit fördern, führt kein Weg an einem Ausbau der Kindertagespflege vorbei,“ meinte Fraktionsvorsitzender David Rauber. Das Betreuungsmodell sei in vielerlei Hinsicht sehr flexibel, so Neidhardt und Glaßer. Die dort geschaffenen Plätze können von den Gemeinden voll bei der Deckung des Platzbedarfs angerechnet werden. „Anders als eine ganze Kita kann so ein Nest aber auch relativ leicht in einen anderen Stadtteil verlegt werden, wenn der Bedarf sich dort stärker entwickelt als am bisherigen Standort.“ In Wetzlar kooperieren zwei namhafte Unternehmen mit der AWO in Sachen Tagespflegenester, berichtete Glaßer: „Das hilft diesen Unternehmen bei der Suche nach Arbeitskräften.“ Anders als bei den Kindergärten und Krippen ist der Lahn-Dill-Kreis bei der Kindertagespflege auch finanziell sehr stark engagiert. Mit einem Förderprogramm des Bundes wird die Qualifikation der Tagespflegepersonen verbessert. „Insgesamt ist der Lahn-Dill-Kreis bei der Weiterentwicklung der Kindertagespflege Vorreiter in Hessen. Das ist aber noch lange nicht der Endpunkt,“ waren sich die Gesprächsteilnehmer auf beiden Seiten einig.
Cirsten Kunz erkundigte sich nach den Auswirkungen des Pflegestärkungsgesetzes, das unter anderem den Systemwechsel von Pflegestufen zu Pflegegraden brachte. Mit der Einstufung in Pflegegrade sind auch geänderte Anforderungen an den Personalschlüssel verbunden. „Das Pflegestärkungsgesetz ist ein Schritt in die richtige Richtung,“ so Nils Neidhardt mit Blick auf die Angebote der AWO Lahn-Dill für ambulante und stationäre Pflege. Nach dem Umgang der AWO mit dem Fachkräftemangel im Pflegebereich erkundigte sich SPD-Kreistagsabgeordnete Mechthild Schäfer. Hier sei die Bewerberlage sicherlich nicht optimal, informierte Dietmar Glaßer. Allerdings gebe es immer Bewerbungen. Die AWO Lahn-Dill bezahlt ihre 310 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst, betonten Glaßer und Neidhardt: „Das bedeutet gegenüber privaten Anbietern für die Mitarbeiter bis zu 300 € mehr im Monat und ist ein großer wirtschaftlicher Kraftakt für uns.“ Andererseits sei die AWO damit aber in einer schwierigen Arbeitsmarktlage ein attraktiver Arbeitgeber.
v.l.n.r.: Murat Polat, Mechthild Schäfer, Dietmar Glaßer, Rainer Apfelstedt, Heinz Lemler, Jan-Moritz Böcher, Cirsten Kunz, David Rauber, Stephan Aurand, Dieter Hagner, Wilhelm Werner, Nils Neidhardt